Sonntag, 22. November 2015

Wendegenähte Schuhe (Haithabu)

Vor kurzem sind mir meine bisherigen wendegenähten Schuhe vom Andi (Reenactment-Bedarf) komplett auseinandergefallen. Die Sohle war an mehreren Stellen sowohl dünn wie Papier als auch stellenweise gerissen. Auch die Verbindungsnähte an Sohle-Oberleder sind z.T. aufgeplatzt. 
Ich habe die Chance genutzt, und die Schuhe komplett aufgedröselt, und das Schnittmuster übernommen. Denn - ich kann das vorwegschicken: nicht das Nähen der Schuhe ist kompliziert, sondern tatsächlich die Erstellung des Schnittes. Beim Nähen selbst ist mir leider aufgefallen, dass sich das Leder natürlich durch das jahrelange Tragen enorm verzogen hatte, sodass ich immer mal wieder nachjustieren und ab und zu etwas Leder wegschneiden musste. Gerade an meinem ersten Schuh sieht man im Bereich der Zehen dass das Schnittmuster dort nicht ideal war.

Verwendet habe ich vegetabil gegerbtes dünnes Ziegeleder als Oberleder und dickes Rind für die Sohle. Als Nähte wurden der Sattlerstich sowie die Blindnaht, und für die Umrandung der Überwendlichstich verwendet.






Unter dem Lederfundmaterial in Haithabu wurden Schuhe am häufigsten gefunden. Dabei gab es von Halbschuhen bis Stiefel viele Varianten. Insgesamt werden die Schuhe in 10 Typen eingeteilt. Mein genähter Schuh fällt in die Kategorie 10, wobei es auch große Ähnlichkeiten mit dem Typ 4 gibt. Als Oberleder war Ziegenleder die dominante Lederart, es kamen aber auch Rind und Hirsch vor. Schwein wurde so gut wie gar nicht verarbeitet. 
Das Sohlenleder konnte man durch die starken Abnutzungen meist nicht mehr bestimmen, aber Ziege und Rind sind an wenigen Exemplaren nachgewiesen. Die Sohlen aus Haithabu weisen eine charakteristische Formgebung auf, da sie sich, anders als moderne Sohlen, verjüngen. Vorne sind sie am breitesten und an der Ferse am schmalsten. Oft findet man am Schuh selbst Ausbesserungen, die aber durch mangelhafte Qualität auffallen. Man geht davon aus, dass der Besitzer selbst diese Ausbesserungen vorgenommen hat. Hölzerne Schuhleisten wurden ebenfalls gefunden. Alles in allem deuten die Schuhe auf ein spezialisiertes Handwerk hin, quasi auf einen eigenen Beruf.
 

7 Kommentare:

  1. Die sehen wirklich gut aus!
    Habe seit Anfang des Jahres auch Schuhe von Andi, hatte allerdings noch nicht viele Gelegenheiten, sie zu tragen. Wie lange haben deine gehalten?

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  2. O.O Suuuuperschön <3
    Na dann - auf, auf, ihr Wandersleut ;)

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  3. @Streulich: Danke :-) Meine haben ca. 4-5 Jahre gehalten. Allerdings werden deine (zumindest die Nähte) länger halten, denn damals hat Andi noch mit echtem Leinengarn genäht, das einfach schneller durchscheuert. Heute nimmt er Kunstsehne, und die hält länger. Und ich bin auch viel auf Schotter gelaufen :-( Das macht natürlich die Sohle kaputt ohne Ende.

    @Jóna: danke :-) Eine Gewanderung wollen wir eh mal machen ;-)

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  5. Die Schuhe sind wunderschön geworden. :) Und vielen Dank für die interessanten Infos zu den Schuhen, dass die Schuhherstellung damals schon so spezialisiert war, finde ich spannend. Ich glaube, da habe ich ein Thema entdeckt, zu dem ich mich tiefergehend informieren muss/möchte. :)

    Liebe Grüße aus Brixen Südtirol

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  6. Die Schuhe sehen super aus. Toll gemacht. Gruß aus Seis am Schlern.

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