Mittwoch, 2. November 2011

Anleitung zum Pflanzenfärben

Nachdem schon öfters Fragen aufkamen zu Färberezepten, dachte ich mir, ich erstelle eine kleine Anleitung zu den gängigsten Färbedrogen. Grundsätzlich gilt bei Färben mit Pflanzen: allzu viel kann man nicht falsch machen, irgendeine Farbe kommt immer bei raus ;-)

Färben mit Walnuss
Getrocknete oder frische Walnussschalen (die grünen, nicht die braunen) 1-3 Tage vorher in Wasser einweichen, immer wieder mal umrühren, den Gestank dabei ignorieren.
Für eine Kaltfärbung den Stoff mehrere Tage in den Färbesud legen, immer wieder umrühren.
Für eine "normale" Färbung Sud mit Walnussschalen 1 Stunde auskochen, dann den Stoff hinzu und nochmal 1 Stunde kochen. Der Stoff wird beigefarben.
Walnuss-Färbungen sind die ideale Einstiegsfärbung, weil man durch die starke Eigenbeizung der Walnussschalen den Stoff nicht vorbeizen muss, und auch sonst kaum etwas beachten muss. Die Färbedroge ist derart intensiv, dass der Sud für mehrere Züge ausreicht. Das Farbspektrum reicht von dunkelbraun bis zu beige.




Färben mit Birkenblättern
Der Stoff muss vorgebeizt werden, d.h. eine Stunde mit 15% Alaun ausgekocht werden.
Die Birkenblätter werden 1 Tag vor dem Färben in Wasser eingelegt, dann 1 Stunde ausgekocht, dann darf der Stoff für eine Stunde mit rein. Die Farben werden strahlend gelb, fast schon neonfarben. Fügt man 2-x% Eisensulfat zum Färbesud hinzu, wird der Stoff grün. Hier ist die Farbe abhängig von der Menge des Eisensulfats, je mehr, desto dunkler der Stoff.




Färben mit Krapp
Vorbeizen des Stoffes mit 15% Alaun. Einige Rezepte geben hier den Tipp, den Stoff 1 Woche feucht zu lagern. Das ist generell nicht nötig. Auch bei einer Direktbeize wird der Stoff was.
Die Krappwurzeln müssen vor dem Färben 1-2 Tage aufquellen, also in Wasser eingelegt werden. Krappwurzeln kann man gemahlen oder geschnitten kaufen. Gemahlen sind sie besser, müssen nicht so lange eingeweicht werden, und ergeben intensivere Farben.
Die aufgeweichten Wurzeln mit dem Stoff erhitzen. Auch hier scheint es unterschiedliche Erfahrungen zu geben. Einige Rezepte geben hier den Tipp auf keinen Fall über 60-70°C zu erwärmen, da sonst die Farbe ins Bräunliche wechselt. Auch hier muss ich sagen, ich habe andere Erfahrungen gemacht. Ich habe den Stoff teilweise gekocht, und ein strahlendes Ampelrot erhalten. Also ruhig mal ausprobieren.






Färben mit Indigo
Was wurde nicht alles über Färben mit Indigo geschrieben: Hefeküpe, Urinküpe, kompliziert. Das mag sein. Zum Glück kann man schummeln, und zwar mit Entfärber von der Drogerie.
Wasser auf 60°C erhitzen, das Ingigopulver vorsichtig einrühren, dann Entfärber hinzu, und etwas haushaltsübliches Salz. Der Sud färbt sich dabei erstmal gelb und stinkt etwas. Das soll so sein. Den Stoff für eine halbe Stunde in den Sud werfen, immer wieder vorsichtig umrühren, dabei aufpassen, dass der Stoff unter Wasser bleibt.
Nach einer halben Stunde kann man den Stoff herausholen, und praktisch dabei zusehen, wie aus der gelben Farbe plötzlich ein Blau wird: Der Stoff oxidiert an der Luft.



Ich habe bewusst keine Mengenangaben gemacht, weil hier doch einfach das ausprobieren wichtiger ist, also sich sklavisch an ein Rezept zu halten. Grundsätzlich sind Färbedrogen sehr ergiebig, also einfach mal try and error ;-)


13 Kommentare:

  1. Warte Warte Warte!!!

    Super Blog!
    Ich hab' gerade das mit dem Entfärber gelesen... Habe selber schon versucht Indigo zu färben und das nie so hinbekommen, weil ich keine Urinküpe anlegen will.

    Könntet Ihr/Du mir vielleicht eine ausführlichere Beschreibung zukommen lassen? Also was für Entfärber konkret und welche Menge/Art Indigo.

    Ich wäre super dankbar dafür! Auch wenn ich weiter versuchen werde auch authentisch zu färben, aber hin und wieder ein Erfolgserlebnis wäre halt toll.

    ICH WILL BLAU!

    Falls Ihr mir Infos geben könntet, hier wäre meine Email
    "AEA.Zauner@web.de"

    Alles Liebe und danke für den tollen Blog!

    Alex.

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  2. Hey, ich antworte einfach hier, weil dann alle was von der Antwort haben ;-)
    Zunächst zum Entfärber: das ist eigentlich egal, ich hatte jetzt schon öfter den Power Entfärber von Heitmann (DM, Rossmann).

    Und für die Anleitung: http://www.flachsschaf.de/indigo-regilla.html
    Das ist eine gute und simple Anleitung, die wir auch schon öfter so gemacht haben. Grundsätzlich färbe ich Wollgarne gerne mit Indigo, Wollstoffe nicht so gerne, weil die bei mir doch immer mal wieder fleckig werden... da hilft dann nur noch überfärben überfärben überfärben :-D

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  3. Super Tipp mit dem Indigo und dem Entfärber! Deine Ergebnisse sprechen echt für sich! Auch die Info dass man Krapp auch ohne Woche Wartezeit färben kann, finde ich sehr hilfreich, ich stand hier schon mit dem Krapp - häcksel in den Startlöchern, als ich gelesen habe dass man eine Woche warten soll...

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  4. Toller Blog, ich schau gern immermal rein.
    Ich färbe auch etwas, hab für dieses Jahr schon fast abgeschlossen, aber BLAU das wärs noch, na mal sehn. Ich mach häuptsächlich Wolle , gestrickt oder im Flies. Aber Ich bin noch am Anfang und tüchtig am Testen. Jetz im Herbst möcht ich wieder meht spinnen.
    Kreative Grüße Barbara
    http://rhoenschafwollevollbio.blogspot.de/

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  5. Bin blutige Anfängerin und fleißig, teils erfolgreich am experimentieren und finde hier super Tipps! kann mir jemand sagen, ob ich bereits gefärbte und mit Essig fixierte Wolle, ohne sie neu zu beizen, einfach überfärben kann?? Dank und gruß sibylle

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    1. Hallo Sibylle, ja, das funktioniert gut, habe ich bereits mehrfach gemacht. LG, Asrun

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  6. Danke! ich werd's gleich probieren! Es ist wirklich super, dass man hier einfach dumme Fragen stellen kann und prompt eine Antwort bekommt.
    Gruß sibylle

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    1. Ach Quatsch, es gibt keine dummen Fragen. Ich erinnere mich sehr genau, dass ich mir anfangs auch diese Frage gestellt habe ;-)

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  7. Hallo, ich möchte mit Schülern mit Indigo und Krapp färben und filzen. Kann man auch Band- und Lagenwolle erst färben und dann nass filzen?
    Ich habe nur 10 g synthetisches Indigo. Für wie viel Wolle würde das reichen? Ich würde mich sehr über eine schnelle Antwort freuen, vielen Dank, Antje.

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    1. Hallo Antje, ja, grundsätzlich könnte man zuerst färbenund dann filzen, aber du musst etwas aufpassen, denn Filzwolle neigt (haha) zum Filzen, deshalb keine großen Temperaturwechsel machen. Wenn du bei geringeren Temperaturen die Wolle recht vorsichtig färbst, könnte das schon funktionieren. Aber ich selber filze nicht, deshalb sind das Mutmaßungen.
      10 g Indigo reicht schon für einige Färbungen, auch für wieviel genau kann ich dir nicht sagen, da ich so gut wie immer nach Augenmaß färbe und kaum abwiege. Viel Erfolg.

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  8. Hallo, schön von Deiner Färbeerfahrung zu lesen :-). Bezüglich der Birke nur eine Basisfrage oder eher zwei Fragen.. Welche Menge muss ich bei den getrockneten Birkenblättern in etwa rechnen, für 1 kg Wollstoff? Ich taste mich erst ran ... werden auch frische Blätter verwendet oder nur getrocknete? Lieben Dank und Viele Grüße Kirsten

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    1. Hallo Kirsten, getrocknete Blätter finde ich besser, aber frische färben ebenfalls. Bei den Mengen muss ich leider sagen, dass ich meist nach Augenmaß färbe, und mich selten, bzw. eher nie an Rezepte halte. Das tolle am Pflanzenfärben ist, das meist immer eine Farbe bei raus kommt ;-)

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  9. Ich faerbe seit kurzem auch mit Naturmaterial. Das Eisensulfat habe ich durch eine einfache Sache ersetzt. Rostige Eisenteile (Naegel, schrauben, alte Ketten etc) in Weinessig einlegen. Es entsteht eine rotbraune Bruehe. Die kann man am Ende des Faerbens bei Gelbtoenen anwenden um sehr schoenes Gruen zu bekommen, Die Wolle dabei immer wieder aus der Flotte rausziehen . dass sie oxidieren kann. Hat super mit Efeu und Artischoken geklappt...kostet wenig und belastet die Umwelt wenig..und die Haut dankt auch.

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